Für die USA ist diese Ölpest im Golf von Mexiko eine der schwersten Umweltkatastrophen in ihrer Geschichte. Im Nigerdelta passiert Ähnliches jeden Tag. Nigeria ist der größte Ölproduzent in Afrika. Exxon und Shell bedienen sich dort und verschmutzen die Umwelt; weitestgehend unbeachtet und unbestraft. Ulrike Desla berichtet.
Willkommen im Zentrum der verschwiegenen Ölpest! Hier im Nigerdelta im Süden Nigerias weiß niemand so genau, wie viel Tonnen Öl jedes Jahr in die Flüsse, die Seen, ins Trinkwasser und in den Golf von Guinea fließen. Sowohl die Regierung als auch die Ölfirmen schweigen dazu.
Unabhängige Untersuchungen gehen davon aus, dass es jährlich viel mehr Tonnen sind, als sich bis jetzt in den Golf von Mexiko ergossen haben. Die Lebenserwartung in der Region ist seit Beginn der Ölförderung, also seit zwei Generationen, auf nur noch 40 Jahre zurückgegangen.
Sunday Ikpesu, Chef der Oloibiri: "Inzwischen haben wir verstanden, wie wichtig das Öl ist, dass sie uns wegnehmen, das sie uns stehlen. Wenn man mir die Macht geben würde, wenn man mich in die Lage versetzen würde, gegen die Firmen vorzugehen,
die uns so abgezockt haben, würde es mir nichts ausmachen, jeden von ihnen umzubringen. So, wie sie mit ihrer Verschmutzung mein Volk töten."
Rostende Leitungen, veraltete Förderköpfe; doch Shell behauptet, dass 98 Prozent des austretenden Öls durch Sabotage und Vandalismus entstehen würden. Von einem Vergleich, mit der durch BP verursachten Ölpest im Golf von Mexiko, will man bei Shell nichts wissen.
Mutio Sunmonu, Shell Nigeria: "Es ist nicht korrekt, eine Parallele ziehen zu wollen, zwischen der Umweltverschmutzung von BP und der im Nigerdelta. In Nigeria sagt das Gesetz ganz klar, dass man für durch Sabotageakte verursachte Umweltverschmutzung nicht zu zahlen braucht."
Ein Bericht nigerianischer Umweltschützer und des WWF hat errechnet, dass sich ins Delta jedes Jahr 40 Millionen Liter, also eine komplette Exxon-Valdis-Ladung ergießt; und das seit 50 Jahren.