Die geplante Fehmarnbelt-Brücke erhitzt die Gemüter. Sie soll Deutschland und Dänemark über die Ostsee hinweg verbinden. […] Ein unerwarteter Empfang für die Kanzlerin. Als sie vor einigen Wochen in Lübeck vor CDU-Funktionären sprechen wollte, wurde sie vor der Halle ausgepfiffen. […] Die Bürger hier sind es leid, dass die Politiker über ihre Köpfe hinweg entscheiden. […]
Ursprünglich sollte die Brücke mit deutscher Beteiligung gebaut werden, doch alle Investoren, Baukonzerne und Banken zogen sich zurück, weil sie sich nicht mehr rentierte. Die Wirklichkeit hat die Planungen von einst längst überholt. Man braucht die Brücke nicht.
Denn schließlich fahren auch über den Fehmarn-Belt leistungsfähige Fähren im Halbstundentakt, die alle PKW, LKW und Personenzüge auf dieser Strecke problemlos ohne Wartezeiten aufnehmen. Praktisch wie eine Brücke. Oder sie fahren, wie die Güterzüge, über die Alternativroute über Flensburg und Odense. […]
Das Planungsbüro von Karl-Heinz Rößler hatte ein Gutachten zur Verkehrsprognose erstellt. Urteil: Die Brücke und die Zufahrten seien völlig überdimensioniert. Karlheinz Rößler, Verkehrsplaner: „Die Verkehrsströme, die man beispielsweise im Straßenverkehr erwartet, würden auf dem Land nicht mal eine zweispurige Ortsumgehungsstraße rechtfertigen. Die würde nicht genehmigt.“
Doch die Bundesregierung hielt an dem Mega-Projekt fest und unterzeichnete am 3. September 2008 einen Staatsvertrag mit Dänemark. Ausschlaggebend war, dass die Dänen zusicherten, die Brücke alleine zu bauen und zu finanzieren - immerhin rund fünf Milliarden Euro.
Deutschland habe nur die Zufahrten auf deutscher Seite, die so genannte Hinterlandanbindung sicherzustellen. Der Staatsvertrag wurde im Bundestag in einer Nachtsitzung im Juni 2009 praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgesegnet – die Bürger im Norden wurden an dieser Entscheidung nicht beteiligt. […]
Prof. Dieter Engels, Präsident Bundesrechnungshof
„Der Ausgangspunkt der Bundesregierung ist, dass es gut 800 Millionen Euro kostet, die Bahnstrecke dort anzubinden. Wir haben festgestellt, dass es etwa das Doppelte sein wird – also zirka 1,7 Milliarden Euro.“
Und das wofür? In seiner neuesten Studie räumt das Verkehrsministerium ein: Der Ausbau der Bahnstrecke auf deutscher Seite würde die Fahrzeit von Hamburg nach Kopenhagen von drei Stunden zehn Minuten auf drei Stunden verkürzen – also ein Zeitgewinn von nur zehn Minuten für 1,7 Milliarden Euro Steuergelder.